Es begann vor sechs Jahren, als ein kleiner Junge im Alter von zweieinhalb Jahren in unser Leben trat und es für immer veränderte. Seine Mutter hatte ihn verlassen, und so wurde er unser Pflegesohn. Die Behörden waren dabei eine große Stütze. Sie organisierten am 05.06.2025 einen Informationsabend zum Thema Traumabearbeitung, geleitet von der renommierten Traumatherapeutin Dr. Almute Nischak. Ihr Vortrag war für uns Pflegeeltern essenziell, um die oft unerklärlichen Reaktionen der Pflegekinder besser zu verstehen – Kindere, die bereits in jungen Jahren tiefe existentielle Verletzung erfahren haben. Dr. Nischak schaffte es, uns das Thema Trauma auf eine Weise nahezubringen, die unter die Haut ging.
Doch während ich dort saß und ihr zuhörte, wie sie das Innere eines verletzten Kindes so präzise sezierte, überkam mich eine verblüffende Erkenntnis.:
Vieles von dem, was sie beschrieb, finde ich in meinem eigenen Tun immer wieder – im Kontinuitäts- und Notfallmanagement.
Wenn die Welt Kopf steht: Parallelen zwischen Trauma und Unternehmenskrise
Ob ein schwerer Arbeitsunfall, der das Leben eines Kollegen für immer verändert, eine vollständig lahmgelegte IT-Infrastruktur nach einem Cyberangriff, oder ein verheerendes Feuer, das ein ganzes Unternehmen in Schutt und Asche legt: Solche Ereignisse sind nicht nur wirtschaftliche Katastrophen. Es sind menschliche Dramen. Und genau wie ein Kind, das von seiner primären Bezugsperson verlassen wird, können Führungskräfte und Unternehmer in solchen Ausnahmesituationen ebenfalls traumatische Erlebnisse erleiden.
Das ist definitv keine Übertreibung. Der Kontrollverlust, die massive Bedrohung der Existenz, die Verantwortung für Mitarbeiter und deren Familien aber auch unserer eigenen Familie, die plötzliche Konfrontation mit der eigenen Ohnmacht – all das kann tiefe Spuren hinterlassen. Symptome wie Schlaflosigkeit, Angstzustände, Konzentrationsschwierigkeiten oder sogar Burnout können die Folge sein. Die „unsichtbaren Wunden“ einer Unternehmenskrise sind oft genauso real und schmerzhaft wie die emotionalen Narben eines Kindheitstraumas.
Über Notfallpläne hinaus: Die persönliche Resilienz stärken
Deshalb betone ich immer wieder: Es ist von entscheidender Bedeutung, sich auf solche außergewöhnlichen Vorfälle vorzubereiten. Das geht weit über das reine Erstellen von Notfallplänen oder die Implementierung von Business Continuity Management (BCM) hinaus. Ja, wir brauchen detaillierte Pläne für IT-Ausfälle, Lieferkettenprobleme und Katastrophen. Aber wir müssen auch – und das meine ich aus tiefstem Herzen – für uns selbst Vorsorge treffen.
Wir müssen lernen, wie wir persönlich mit dem immensen Druck und den emotionalen Auswirkungen solcher Ereignisse umgehen können.
Wie können wir unsere eigene Widee
Wie können wir uns von den Schocks erholen und handlungsfähig bleiben, wenn alles um uns herum ins Wanken gerät?
Diese Erkenntnis ist bei mir nicht nur aus der Theorie oder der Beobachtung meines Pflegesohns gereift. Sie ist das Ergebnis meiner eigenen tiefgreifenden Erfahrung mit meiner eigenen Krebsdiagnose diese hat mein Leben grundlegend verändert.
Die Konfrontation mit der eigenen Endlichkeit und der unbedingten Notwendigkeit, innere Widerstandsfähigkeit zu entwickeln, hat mir gezeigt, dass die Auseinandersetzung mit „Trauma“ – ob im persönlichen oder beruflichen Kontext – kein Zeichen von Schwäche, sondern von Stärke ist.
Ich konnte mich diesen persönlichen Krisen stellen. Ich habe gelernt, damit umzugehen und verarbeite diese Erfahrungen wohl heute noch, indem ich meine Kenntnisse im Kontinuitätsmanagement nutze, um andere auf das Unvorhersehbare vorzubereiten.
Denn ob Kind oder Unternehmen: Die Fähigkeit, aus der Krise zu lernen und sich anzupassen, ist der Schlüssel zum Überleben und Gedeihen.